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Instandsetzung des Bootsgerüstes

Der zerstörte Süllrand

Einleitung Neue Haut Probefahrt

Süllrand

Nach der Bestandsaufnahme habe ich mir zuerst den Süllrand vorgenommen. Der war die grösste Herausforderung, wenn ich den schaffe, dann schaffe ich auch den Rest:

Wahrscheinlich unter dem Druck der Haut ist die Süllrandspitze gebrochen. Der Süllrand ist aus zwei Leisten aufwendig zusammengeleimt und dabei dampfgebogen. Die Verklebung hat sich vollständig gelöst. Das äussere Profil ist anscheinend länger geworden und passt mit dem inneren Profil nicht mehr zusammen. Jedoch sind alle Holzteile noch vorhanden, nichts musste ersetzt werden. Im Prinzip musste alles nur neu ausgerichtet und verklebt werden.





So habe ich das repariert:
Alle Beschläge entfernt und die Holzteile so weit es geht voneinander getrennt. Dann alle Holzteile satt mit Epoxydharz eingestrichen, zusammengesetzt und stramm und eng mit Polyesterschnur umwickelt. Dabei habe ich die Süllrandnut mit Holzstücken gestützt, damit diese nicht zusammengedrückt wird. Zum Aushärten des Epoxydharzes das ganze so auf der Werkbank festspannen, dass der Süllrand nachher verzugsfrei ist. Da musste ich nach Gefühl und Augenmaß vorgehen.
Wenn alles fest ist, die Schnur herunterreissen und alles bis auf das Holz abschleifen. Dazu verwende ich eine 'Schleifhexe' und eine Bohrmaschine. Jetzt ist der Süllrand wieder stabil bis auf die gebrochene Süllrandspitze, die erschien mir noch nicht stabil genug. Es gibt auch noch grosse Spalten an den ehemaligen Leimstellen. Also eine frische Menge Epoxydharz anmischen, einen Teil davon mit Holzmehl zu einer festen Masse anrühren und damit die Spalten ausspachteln. Mit dem Rest vom Harz und Glasgewebe habe ich dann noch die Süllrandspitzen überlaminiert.
Nach dem Aushärten wird wieder alles gründlich geschliffen. Die Süllrandnut musste wieder ausgearbeitet werden, wozu ein Dremel mit verschiedenen Fräs-Werkzeugen gute Dienste leistet. Die Befestigungsstellen der Beschläge mussten auch noch nachgearbeitet werden. Die Enden der Süllrandteile wurden sauber abgesägt und verschliffen, so dass sie wieder aufeinander passen. Dann konnte der Süllrand lackiert werden. Ich habe 4 Schichten verdünnten Klepper Gerüstlack aufgetragen.
Die ehemaligen Schäden sind immernoch gut zu erkennen, jedoch vollständig aufgefüllt, stabil und dauerhaft zusammengefügt. Es ist halt der Charme des Alters erhalten :-)
Jetzt können die Beschläge wieder angenietet werden. Ein Beschlagteil ist gebrochen und muss ersetzt werden. Es handelt sich um den Verbinder auf der Unterseite der hinteren Süllrandspitze, ein einfaches Blechteil aus 1,5mm Alublech.

Deckleisten

Die vordere Deckleiste war stark verbogen und verdreht. Ich habe sie ersetzt und dabei die Beschlagteile 1:1 auf die neue Leiste umgesetzt. Dazu mussten die alten Nieten herausgeschlagen und die Teile am neuen Holz angenietet werden. Ein Beschlag für die Spantbefestigung fehlte und wurde aus 2mm Alublech nachgefertigt:

Oben der Nachbau des Beschlags für die Spantbefestigung, unten ein Originalteil
Ausserdem musste der Beschlag zum Süllrand repariert werden:

Links das nicht defekte Beschlagteil der hinteren Deckleiste, rechts die Reparatur: Es wurde ein Aluwinkel auf die Deckleiste geschraubt, der das abgebrochene Teil ersetzt.

Die hintere Deckleiste war okay, nur der kurze klappbare Teil war gebrochen. Hier konnte ich die Beschläge entfernen und das so freigelegte Sperrholzteil auf ein neues Sperrholzbrett übertragen und aussägen. Nach schleifen, bohren und lackieren konnten die Beschläge wieder angenietet werden.

Bordwände


Die Bordwandverschlüsse in der Mitte des Bootes haben sehr viel Spiel. Ich weiss nicht genau, wo und wie so viel Verschleiss entstanden ist. Auf Zug belastet entsteht an der Stossstelle zwischen den Bordwänden ein Spielraum von 4mm. Daher habe ich hier auf die Bordwandleisten-Stirnseiten Stücke von 2mm Alublech aufgeklebt. Dadurch hat die Stosstelle hier wieder eine definierte Auflage und das Spiel ist komplett weg.
Im Übrigen mussten die Bordwände nur neu lackiert werden. Dazu habe ich die angeschraubten Spantenbeschläge entfernt und später wieder angeschraubt. Eine genaue Beschriftung stellt sicher, dass alles wieder an seinen Platz kommt. Siehe auch: Lackieren von Faltbootteilen.


Frisch lackiert sind die Bordwände wieder schön!

Bodenleiter


Die Bodenleitern waren in sich noch stabil und gerade, nur das Brettchen für die Fersenauflage war gebrochen und instabil. Ich habe ein neues, altes Brettchen von einem anderen Klepper-Gerüstteil geklaut und angepasst. Somit ist es immernoch wasserfestes Sperrholz und in einem originalen Aussehen. Ein paar Fehlstellen konnte ich noch mit Spachtel kaschieren, bevor ich alles neu lackiert habe.
In Sitznähe hatten die Brettchen der Bodenleiter ebenfalls sichtbare Furnierrisse, siehe oberstes Bild auf dieser Seite. Da sie aber noch stabil waren, und ein Austausch sehr aufwändig gewesen wäre wegen der vielen Beschläge, habe ich es so belassen. Wie gesagt: das Boot soll ja nicht aussehen wie frisch über die Ladentheke gereicht. Sein bisheriges 'Leben' soll schon noch sichtbar bleiben. Nach der neuen Lackierung muss man aber schon gezielt nach dem Furnierschaden gucken, um ihn zu entdecken.

Spanten


Die filigranen Spanten haben leider grössere Schäden davongetragen. Die Oberseite von Spant 6 ist um 25mm eingesackt. Ich musste den Spant komplett zerlegen. Das Spant-Oberteil habe ich zwei Tage in Wasser eingelegt, und dann mit Hilfe einer Schablone wieder gerade gebogen. Das ging in nassem Zustand ganz einfach. Ich gebe dem ganzen eine Woche zum Durchtrocknen in der Schablone:

Bei den übrigen Spanten waren ebenfalls Reparaturarbeiten in den Eckverbindungen nötig. Diese habe ich hautpsächlich mit Epoxy ausgeführt, und teilweise Beschläge dann neu vernietet. Zum Glück aber ist Spant 4, der offene Mittelspant, völlig unversehrt.

Steven


Der Bugsteven fehlte ganz, der aus vielen Einzelteilen formverleimte Hecksteven löste sich in Wohlgefallen auf, also mussten neue her. Diese sägte ich aus 12mm Siebdruckplatte aus. Siebdruckplatte ist wasserfest verleimt, die schwarz beschichteten Aussenseiten schleife ich mit einem Bandschleifer ab bis aufs Holz. Hier sind die Steven-Nachbildungen in Originalform zu sehen, oben der Hecksteven, unten der Bugsteven. Die Formen konnte ich von Originalteilen abnehmen, und nette T67-Besitzer haben mich mit Fotos und Zeichnungen versorgt.


Allerdings will ich ja hinten noch einen Steuerbeschlag anbringen. Daher musste ich den Hecksteven leicht verunstalten, damit der Steuerbeschlag auch einigermassen aufrecht steht und Platz für die Beschlagsverschraubung ist. Also ist er am oberen Ende um 20mm gekürzt, und darunter im Bogen 20mm bauchiger geformt. Im Bild rechts sind Original und Fälschung zusammen dargestellt. Die Form ist für das Kühnisch-Steuer optimiert, das ich mitsamt Steuerbeschlag bei Pouch beziehe.

Fazit

Alles in allem waren die eigentlichen Reparaturarbeiten gar nicht so umfangreich, um aus einem Wrack ein stabiles Bootsgerüst zu machen. Arbeiten wie abschleifen und lackieren hätte man auch bei einem intakten Gebrauchtboot machen müssen, und hier steckt der grösste Aufwand drin. Der Mehraufwand zu einem guten Gerüst war also insgesamt gar nicht so gross. Es lohnt sich daher, auch schlecht erhaltene Gerüste instandzusetzen. Erst recht wenn sie von so hoher Qualität sind, wie dieses hier. Klepper hat hier den Leichtbau ziemlich ausgereizt, und trotzdem ein Boot gebaut, das viele Jahrzehnte übersteht. Davon zeugen viele T67, die in einem wesentlich besseren Zustand erhalten sind als meins.

© April 2006 und Januar/Februar 2008, Wolfgang Bion
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